IMPFUNGEN
Teil II

ImpfungenWas passiert beim Impfen in unserem Körper? Worin liegt der Unterschied zwischen einem Lebendimpfstoff und einem inaktivierten Impfstoff? Sind Mehrfachimpfungen (Kombinationspräparate) ungefährlich? Warum schützen einige Impfungen ein Leben lang, während andere aufgefrischt werden müssen? Im zweiten Teil erkläre ich, wie eine Impfung genau funktioniert.

Wie arbeitet unser Immunsystem und wie funktioniert eine Impfung?
Das Immunsystem (Abwehrsystem) hat die Aufgabe, den Organismus vor gefährlichen Krankheitserregern zu schützen. Eine der Abwehrstrategien des Immunsystems ist die Bildung sog. Antikörper. Beim Kontakt mit einem Erreger, bildet das Immunsystem passende auf diesen Erreger zugeschnittene Antikörper (Gegenkörper). Zusätzlich verfügt das Immunsystem über sog. Gedächtniszellen, die sich den Erreger merken. Bei einem weiteren Kontakt mit diesem Erreger, ist das Immunsystem schon vorbereitet, erkennt den Erreger wieder, kann also viel schneller reagieren, und hat schon die Antikörper parat als Waffe.
Die Impfung basiert auf diesen Funktionen des Immunsystems. Beim Impfen werden Krankheitserreger in einer abgeschwächten oder abgetöteten und ungefährlichen Form zugeführt. Sie sind soweit abgeschwächt, dass sie keine oder kaum eine Krankheit auslösen, aber das Immunsystem zur Bildung von Gedächtniszellen und Antikörpern anregen. Wenn dann die „richtigen“ gefährlichen Erreger kommen, ist das Immunsystem schon vorbereitet und kann ihn besiegen noch bevor eine Krankheit ausbrechen kann. Beim Impfen lernt das Immunsystem also. Es ist eine Art Training des Immunsystems für den Ernstfall.

Worin liegt der Unterschied zwischen einem Lebendimpfstoff und einem inaktivierten Impfstoff
Lebendimpfstoffe enthalten den Erreger zwar in einer noch vermehrungsfähigen Form, aber soweit abgeschwächt, dass er eine Krankheit nicht mehr auslösen kann, oder nur schwach ausgeprägte Symptome hervorruft. Inaktivierte Impfstoffe enthalten den Erreger in einer abgetöteten Form, oder sogar nur Teile von ihm.
Die Mehrzahl der Impfstoffe enthalten abgetötete, inaktive Erreger.

Warum schützen einige Impfungen ein Leben lang, während andere aufgefrischt werden müssen?
Wie bereits erwähnt, heißt impfen das Immunsystem zu trainieren, damit es sich später sofort an den Erreger erinnert und auf in reagieren kann. Je stärker die Auseinandersetzung mit dem Erreger, desto besser und dauerhafter erinnert sich das Immunsystem an diesen. Impfungen mit einem Lebendimpfstoff prägen das Immunsystem ähnlich wie eine echte Infektion. Weil sich die abgeschwächten, aber noch lebenden Erreger, nach der Impfung im Körper noch vermehren, muss das Immunsystem wesentlich mehr Arbeit leisten. Die Erinnerung an den Erreger ist nachdrücklicher. Dagegen braucht es bei den inaktivierten Erregern meistens mehrere Teilimpfungen (meistens zwei bis drei), bis der Körper einen gewissen Grundschutz aufgebaut hat.

Sind Mehrfachimpfungen ungefährlich?
Unter Mehrfachimpfungen versteht man, dass man in einer Impfung mit einem Kombinationspräparat gegen verschiedene (drei oder mehr) Infektionskrankheiten impft. Man könnte meinen, dass die gleichzeitige Zufuhr von mehreren Erregern, eine zu große Belastung für das Immunsystem sein könnte. In Wahrheit müssen wir uns täglich mit sehr viel mehr Erregern in unserer Umwelt auseinandersetzen. Das Immunsystem eines Kindes kann das sehr gut bewältigen.
Mehrfachimpfungen sind deshalb, wann immer verfügbar, Einzelimpfungen vorzuziehen. Weniger Picksen ist für das Kind angenehmer! Durch die Anwendung von Kombinationsstoffen wird auch die Menge der Zusatzstoffe so gering wie möglich gehalten, da in einer einzigen Impfung gegen mehrere Erreger geimpft wird.

Sind Reaktionen auf eine Impfung normal?
Absolut ja! Eine Impfung ist wie jede Medikamentengabe ein Eingriff in unseren Organismus. Nebenwirkungen sind daher möglich und normal.
Sie sind als positives Zeichen dafür anzusehen, dass sich der Körper mit dem Erreger auseinandersetzt und den gewünschten Schutz aufbaut. Lokal kann es zu Rötung und Schwellung an der Einstichstelle kommen. Generalisiert kann es zu Krankheitsgefühl mit Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, und eventuell leicht erhöhter Temperatur kommen. Die Symptome sind aber wesentlich leichter als bei einer richtigen Ansteckung mit dem Krankheitserreger, gegen den geimpft wurde.