SCHWINDEL
Teil III
MORBUS MÉNIÈRE

SchwindelDer Morbus Ménière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die typischerweise mit den drei Symptomen Drehschwindel, Hörminderung und Tinnitus einhergeht.
Das Innenohr ist eines der wichtigsten Sinnesorgane. Es beherbergt den Hör- und den Gleichgewichtssinn.
Die Krankheit manifestiert sich am häufigsten zwischen dem 30.ten und 60.ten Lebensjahr, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Viele Patienten haben Familienangehörige, die ebenfalls an einem Morbus Ménière leiden, was an eine genetische Komponente denken lässt.
Die Ursache des Morbus Ménière ist noch nicht abschließend geklärt. Man vermutet eine kranhafte Zunahme der sog. Endolymphe im Innenohr. Die Endolymphe ist eine Körperflüssigkeit im Innenohr, die reich an Kalium und arm an Natrium ist und damit der Flüssigkeit im Innern der Körperzellen ähnelt. Die Zunahme der Endolymphe kann entweder durch einen gestörten Abfluss oder durch eine Resorptionsstörung (Rückaufnahmestörung) verursacht sein, oder durch eine Überproduktion der Endolymphe. Diese Zunahme des Endolymphvolumens soll zum Riss einer sich im Innenohr befindenden Membran (eine Art halb-durchlässige Trennwand) führen, die normalerweise zwei Kompartimente voneinander trennt. Der Riss führt zu einer Verschiebung des Kaliums von einem zum anderen Kompartiment und damit zu Veränderungen in der Funktion der Innenohrzellen. Die Folge sind Störungen des Gleichgewichts und der Hörfunktion.
Die Erkrankung tritt anfallsartig und meistens einseitig auf. Die Anfälle können wenige Minuten bis Stunden andauern.
Die Symptomatik im akuten Anfall ist gekennzeichnet von:
Schwindel: meistens Drehschwindel, oft begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Orientierungsverlust. Die Betroffenen beschreiben den Schwindel in vielfältiger Weise, als würden sie den Boden unter den Füssen verlieren, oder als würde sich die Umwelt drehen.
Hörverlust: schwankende, einseitige Hörminderung während des Anfalls, zunächst für tiefe Töne, später für alle Frequenzen.
Tinnitus: Ohrgeräusche auf der erkrankten Seite, evtl. Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr
Im symptomfreien Zeitraum haben die Patienten keinen Schwindel. Tinnitus, Druckgefühl auf dem Ohr und Hörminderung können jedoch chronisch anhalten. Selten sind beide Ohren betroffen. Die Hörminderung kann mit der Zeit zunehmen. Zu einer kompletten Taubheit kommt es aber nicht.
Begleitend zu den Hauptsymptomen des Morbus Ménière kann ein sog. Nystagmus (unkontrollierte Augenbewegungen) mit der Schwierigkeit, den Blick auf einen Gegenstand zu fixieren, auftreten, sowie vegetative Begleitsymptome wie Herzrasen und Schweißausbrüche.
Die Diagnose eines Morbus Ménière kann gestellt werden, wenn mindestens 2 spontane Anfälle von einer Dauer von mindestens 20 min aufgetreten sind, ein Tinnitus vorhanden ist, und eine Hörminderung mittels objektiver audiometrischer Messung bestätigt werden kann.
Derzeit gibt es keine kausale Therapie für den Morbus Ménière. Es stehen verschiedene Medikamente zur Reduzierung der Anfallsstärke und -häufigkeit und zur Behandlung der Begleitsymptome zur Verfügung. In schweren Fällen, die ungenügend auf die Therapien ansprechen und zu einem hohen Leidensdruck beim Patienten führen, können ggf. medikamentöse und chirurgische Maßnahmen zum definitiven Ausschalten des Gleichgewichtsorgans erwogen werden. Alle Maßnahmen sollten im Einzelfall mit dem behandelnden Arzt diskutiert werden.
Während des Anfalls ist Bettruhe zu empfehlen. Einer erhöhten Sturzgefahr sollte Rechnung getragen werden.